Hallo liebe Leute bitte gebt fein acht, denn ich hab euch hier und heute etwas mitgebracht … Einfach mal um die Wiseguys zu zitieren.
Ich bin beim stöbern über einen sehr interessanten Artikel gestolpert den ich gern mit euch teilen möchte:
Eins vorweg: Der Artikel ist aus dem Jahr 2000. Also schon etwas älter. Aber viele Punkte haben auch heute noch bestand und sind durch andere Untersuchungen belegt worden.
Falls sich jemand nicht den ganzen Artikel geben mag hab ich hier mal ein paar interessante Auszüge für euch rausgezogen:
Einleitende Worte:
"Bei angespannter, verantwortungsvoller Berufstätigkeit, bei Sorgen oder bei Kummer, aber auch um der puren Lust willen kann das Gefühl, vorübergehend auf einer Insel der
Zeitlosigkeit zu leben, zu den besonderen Erwartungen gehören, die
Cannabis zum Genuss machen. Zum anderen bleibt im Cannabis-Rausch das Bewusstsein des Rausches erhalten. Es ist jederzeit möglich, die vollständige Kontrolle über das eigene Verhalten herzustellen.Dieses Fazit der Wissenschaft steht fest."
Find ich eine sehr schöne Einleitung. Und zumindest für mich auch vollkommen zutreffend. Man ist im Weed-Rausch zwar gerne mal verpeilt und etwas neben sich („Warum steh ich grad nochmal in der Küche“), aber im Vergleich zum Alk hat man einfach das Gefühl sich trotzdem noch im Griff zu haben.
Thema: Sucht
Immer wieder ein großer Streitpunkt und die Frage: Ab wann wird man denn nach Gras süchtig? Der Autor dazu:
Im Rahmen des gelegentlichen oder regelmäßigen Freizeitkonsums, selbst wenn er die Frequenz von zweimal pro drei Tagen erreicht, entsteht durch Cannabis keine Sucht und keine Abhängigkeit und ist mit gesundheitlichen Schäden nicht zu rechnen.
Ist schwer dazu was zu sagen. Vor allem wenn man bedenkt dass es halt zig verschiedene Strains mit unterschiedlichen Wirkprofilen gibt.
Ich denke jemand der sich jeden Abend ne fette 24% THC-Pflanze reinzieht läuft stärker gefahr abhängig zu werden als jemand der sich jeden Abend eine Tüte mit 9% THC-Gras dübelt.
Andere Studien sprechen davon dass man mehrfach täglich konsumieren muss um eine echte Sucht zu entwickeln.
Kurzer Einschub, meine Meinung:
Ich kenn einige die mit so einer Frequenz konsumieren und einfach mal aufhören weil sie keine Lust oder Zeit dazu haben. Die würde ich echt nicht als Abhängige einstufen.
Aber einfach mal so in den Raum gestellt: Überlegt euch mal was mit jemanden passiert der mit so einer Frequenz sich jeden Abend nen Alk-Rausch ansäuft.
Ich kann aus euch eigener Erfahrung sagen: Ganz schnelle Abhängigkeit mit echt bösen Nebenwirkungen und Entzugssymptomen (diese Muskelkrämpfe … hässlich)
Zurück zum Thema:
Wichtiger finde ich aber den Satz hier:
[…] Jedoch spricht in diesen Fällen viel dafür, dass nicht Cannabis die Abhängigkeit bewirkt, sondern dass ungünstige Lebensumstände und
-einstellungen dafür verantwortlich sind. In dieser Sichtweise erscheint die Abhängigkeit von Cannabis als ein Symptom, dessen Ursache nicht in einer substanzimmanenten Gefahr, sondern in psychischen Problemen liegt.
Mir schießen an dem Punkt zwei Studien durch den Kopf die ich mal gelesen hab. Die erste aus sozialen Brennpunkten wo ganz klar war: Ja, Cannabis macht süchtig!
Die zweite aus einer Kontrollgruppe die sozial besser gestellt war. Ähnliche Verfügbarkeit, ähnliche Konsummuster… aber dafür viele die den Konsum sponatan ohne Probleme einstellen konnten.
Die Lebensumstände sind für mich entscheidender ob jemand vom Gras wegkommt oder nicht. Studien haben schon gezeigt das ein sozialer Aufstieg mit einer Reduktion im Cannabis-Konsum einhergeht.
Die Frage ist natürlich was bedingt was. Aber mal ehrlich: Denkt ihr jemand der sich harte Drogen drückt kann damit aufhören spontan aufhören nur weil seine Lebensumstände besser werden?
Thema: Cannabis als Einstiegsdroge
Ich glaub der Mythos ist inzwischen Landläufig widerlegt, auch wenn unsere gute Frau Ludwig es immer wieder als Verbotsgrund mit anführt. Hierzu in dem Artikel:
Ist Cannabis eine Einstiegsdroge? Diesem Argument liegt ein Fehlschluss zugrunde. Aus dem Befund, dass Heroin-Süchtige zuvor Cannabis konsumiert hatten, war geschlossen worden, dass Cannabis den Weg bahnt. In der epidemiologischen und in der klinischen
Forschung gibt es für diesen Umkehrschluss keinen Beleg.
Man findet auf Youtube, aber auch in Sendungen von RTL und Co. immer wieder Erfahrungsberichte von Menschen die hart Drogen konsumieren und dann sagen „Mit Gras hab ich angefangen“.
Wenn man die Geschichten weiter verfolgt kommt aber quasi immer ein „Irgendwann hatte mein Dealer nix, aber ein Freund hat mir Meth angeboten. Da dachte ich einmal kann ja nicht schaden“ hinterher …
Das ist jetzt meine Meinung und ich weiß nicht ob die wissenschaftlich haltbar ist. Aber als Einstiegsdroge fungiert Gras für mich nur wenn eine Verknappung vorliegt und jemand z.b. durch sozialer Druck (starker Stress auf der Arbeit, Probleme in der Ehe ect.) eine starke Realitätsflucht sucht.
Leider hab ich in meinem Bekanntenkreis genau so einen Fall gehabt. Das Gras war übern Schwarzmarkt nicht mehr zu bekommen, Alkohol war keine Lösung da es die Gefühle nur weiter aufgepeitscht und das Verzweiflungsgefühl nach vorne getrieben hat. Das Resultat war ein paar Jahre später der Meth-Entzug.
Thema: Cannabis und Straßenverkehr
Das hat mich echt geflashed weil ich davon nicht ausgegangen bin. Und da hab ich auch einige weiterführende Studien zu gelesen weil ichs nicht glauben konnte. Aber:
In einer Feldstudie von 1994 fuhren 0,5 Prozent der Fahrer mit Alkohol ab 0,8 Promille BAK. Ebenso viele fuhren mit Cannabis-Konzentrationen, die auch von wochenlang zurückliegendem Konsum stammen konnten. Die Alkoholiker waren an 11,2 Prozent aller Unfälle mit schwerem Sach- oder Personenschaden beteiligt. Die Cannabis-Fahrer lagen nach Unfallhäufigkeit und -schwere unter oder höchstens im Normbereich.
Anscheinend sind Kiffer die sichereren Autofahrer
Achtung: Bitte unter keinen Umständen nie und niemals high oder stoned mit dem Auto fahren!!! Das ist kein Freifahrtschein zu sagen „Kiff ich einen Fahr ich besser“. Ein ganz fettes NEIN dazu
Aber auch das Studienergebnis konnte reproduziert werden. Aus einer kanadischen Studie von 2015:
As was noted previously, studies that measure the
presence of THC in the drivers’ blood or oral fluid, rather
than relying on self-report tend to have much lower (or no
elevated) crash risk estimates. Likewise, better controlled
studies have found lower (or no) elevated crash risk estimates. Thus, the results of this study are consistent with
the previous well controlled studies.
Um das ganze etwas in Perspektive zu setzen:
Bei Menschen die THC im Blut haben konnte eine geringere Unfallneigung festgestellt werden. Allerdings muss man dazu sagen dass die Unfälle die passiert sind meistens tödlicher waren. Das ganz große ABER dazu:
-
Sehr oft lag eine Kombination mit Alkohol vor. Also nicht nur high gefahren sondern auch blau.
-
Der Unfall und der Konsum konnte selten in direkten Zusammenhang gebracht werden. THC lässt sich auch Wochen bis Monate später noch nachweißen. Jemand der heute gegen einen Baum fährt und vor drei Wochen eine Tüte durchgezogen hat fällt also rechtlich gesehen in die Kategorie „Verkehrstoter durch Gras“, allerdings gibt es medizinisch dafür keine Correlation.
Um zweiteren Punkt nochmal zu unterlegen vergleichen wir nochmal kurz medizinischem mit rechlichem:
Medizin:
Kann Cannabis-Konsum Stunden, Tage oder Monate später einen Flash-Back (Echo-Rausch) auslösen? Eine solche Kausalität lässt sich wissenschaftlich nicht belegen […]
Recht:
Die Praxis des Verwaltungsrechts jedoch, die für die Fahrerlaubnis zuständig ist, hat Cannabis, als wäre Cannabis mit LSD vergleichbar, den Halluzinogenen unterstellt und damit der Hypothese vom Flash-Back zu neuer Wirksamkeit verholfen.
Das hier ist inzwischen mal wieder lange genug. Ich lass jeden jetzt seine eigenen Schlüsse daraus ziehen. Kommen wir zu den abschließenden Worten:
Thema: Abschließende Worte
Ich kann mich dem Autor des Artikels eigentlich nur anschließen:
Aus medizinischer Sicht wird kein Schaden angerichtet, wenn Cannabis vom Verbot befreit wird. Das Cannabis-Verbot kann durch medizinische Argumente nicht gestützt werden.
Und wenn man mal von dem eigenen Riskio das durch den Konsum ensteht weg geht und auf das Risiko für andere schaut hat er auch ganz gute Worte gefunden:
Da Cannabis-Einflüsse die Sicherheit des Straßenverkehrs nicht gefährden, gibt es eigentlich keinen Strafgrund, noch nicht einmal durch Fahren im akuten Rausch (MACH ES NICHT!!!) Da aber die selektive Wahrnehmung, die für sicheres Autofahren unerlässlich ist, durch den Rausch geschwächt wird, lässt sich insoweit medizinisch ein Strafgrund vertreten.
Ich hoffe für den einen oder anderen war ein interessanter Aspekt dabei. Feuert gerne los mit der Diskussion. Es gibt mit Sicherheit auch kontroverse Aspekte oder Probleme die in der Arbeit nicht beleuchtet wurden. Man darf es nicht nur durch einen Schwarz/Weiß-Filter sehen, sondern muss auch die Graustufen mit beachten.
In diesem Sinne,
Gehabt euch wohl!