Moin,
als (überwiegend) stiller Leser habe ich mir in den vergangenen Monaten hier sehr viele Informationen zusammengesucht und mein erstes Indoor-Grow-Projekt gestartet.
In der Vergangenheit hatte ich einmal ganz Oldschool eine Pflanze outdoor hochgezogen, aber das ist schon Ewigkeiten her und zu dieser Zeit war das Growen noch eine Wissenschaft für sich.
Mitte Juni erstellte ich mir meine persönliche Einkaufsliste, die ich über Wochen durch das Lesen Hunderter Beiträge zusammengestellt hatte und arbeitete diese systematisch (bester Preis, subjektiv seriösester Anbieter, Sicherheits-Aspekte, etc.) ab. Teilweise orientierte ich mich an den Informationen hier, teilweise (z.B. Ventilator) habe ich einfach meine Fähigkeiten genutzt, um selbst aus altem Kram (Intel Pentium CPU-Lüfter, abgebrochener Selfiestick, etc.) Equipment zu bauen.
Mein Setup:
1 x Gammelschrank (190x85x50, ~ 0,43 qm)
1 x Can-Lite 425 PL AKF
1 x Vents TT 125 Rohrventilator
1 x 144-LED-Vollspektrum-Panel vom Chinamann („1000 Watt“ - real vermutlich irgendwas zwischen 400-700W)
1 x DIY-Ventilator
20 x Anzucht-Topf aus recyceltem Plastik (eigentlich vorgesehen für Hydrokulturen, aber bei 0,20 Euro meckert man nicht)
10 x 3,5L Plastiktopf (kamen beim ersten Umtopfen zum Einsatz)
10 x 8L Gronest Stofftopf
Die Samen setzten sich folgendermaßen zusammen:
7 x feminisierte Super Lemon Haze Seeds (nicht von einer Seedbank, aber scheinbar zuverlässiger Verkäufer)
5 x Misc (aus Weed, das Samen enthielt, teils > 15 Jahre und nicht sachgerecht gelagert)
5 x Various (rausgepickt aus einem Shake-Mix aus unterschiedlichen Sorten)
Am 27. Juni 2020 gab ich die Seeds, getrennt nach Herkunft, in drei unterschiedliche Gläser zum Keimen, alle schwammen auf der Wasseroberfläche, Raumtemperatur ca. 19° Celsius. Am 28. Juni 2020 habe ich sie dann zwischen zwei Lagen feuchtem Küchenkrepp weiter keimen lassen, am 29. Juni waren fast alle Seeds bereits aufgeplatzt und bildeten schön den Keim aus. Am 30. Juni wurden sie (mit Keim nach unten) in Anzuchterde gesetzt und gemäß meiner Zeitplanung ragten die Köpfchen am 1. Juli 2020 aus der Erde - perfekt, geht doch
Zu der Zeit machte ich meinen ersten Fehler, denn sie schossen tierisch in die Höhe, weil das LED-Panel in Relation zur den angegebenen 1000 Watt einfach zu hoch hing (vermutlich eben Geilwuchs). Meine Pflanzen wuchsen dünn und keineswegs kam es zu einer schönen, intensiven Blattausbildung wie bei anderen Leuten.
Nun gut… jetzt überspringen wir ganz viele Momente, die ich selbstständig löste. „Ich habe ja Zeit, es eilt ja nicht“ (obwohl das aufgrund meiner angeborenen Ungeduld natürlich Unsinn ist :D) sagte ich mir, somit läufts bei mir eben langsamer… „nachhaltiger“
Nach 14 Tagen zeichnete sich dieses Bild ab und so langsam dämmerte mir, dass ich schleunigst meinen Schrank aufbauen sollte:
Aber natürlich gibt es immer etwas Wichtigeres zu tun, somit wurde der Schrankbau weiter aufgeschoben und ich übte mich eben in Geduld. Um den 17. Juli herum waren meine erbärmlich dünnen Pflänzlein teils schon 16 Zentimeter hoch, aber rappeldürr… nun wäre doch eigentlich der logische Schritt „bau diesen verdammten Schrank endlich auf“, aber nein - ich habe stattdessen erst mal mein Abluft-System aufgebaut und frei in den Raum gestellt… hmm, schon irgendwie ziemlich hohl, wenn man bedenkt, dass ich bereits monatelang Tutorials gelesen hatte und kein Mensch es so macht - egal, ich mach mein Ding, so wie es mir in den Kragen passt
Am 20. Juli 2020 hatten meine Pflanzen allesamt in etwa diese Größe erreicht
Vier Tage später entschied ich mich zum Umtopfen
und am 27. Juli 2020 habe ich endlich den inneren Schweinehund überwunden und diesen verdammten Schrank aufgebaut
Nun begannen die Pflanzen auch deutlich schneller zu wachsen. Woran ich das festmache? Eines Morgens, so gegen kurz vor 7 Uhr begann ein Mega-Sirenen-Konzert und ich dachte so bei mir: „Verdammte Scheisse, hoffentlich ist mir dieses China-LED-Panel nun nicht in Flammen aufgegangen!!!“. Also, zackig zur Location - aber da war alles ruhig und in Ordnung. Um mir solche Adrenalin-Schübe zu ersparen beschloss ich meine IT-Fähigkeiten sinnvoll zu nutzen, installierte einen Raspberry-Pi, richtete den Remote-Zugriff ein und hing das Teil an einen Access-Point mit Simkarten-Slot, um per Fernzugriff meine Plants im Auge zu behalten… da sieht man alle paar Stunden mal rein, macht ein Bildschirmfoto (klar, könnte ich auch noch per Cronjob automatisieren, but nothing lasts longer than the temporary solution :D) seitdem war ich deutlich entspannter ;). Anhand der Bildschirmfotos hatte ich nun die Möglichkeit das Wachstum zu visualisieren, so a la Zeitraffer…
Am 29. Juli wurde es nach m.E. Zeit für einige invasive Eingriffe bei den Pflänzchen, also wurde teils getoppt, teils gefimmt (P.S. Ich hasse eingedeutschte Anglizismen :D).
Alle Pflanzen haben meine chirurgischen Eingriffe bestens überstanden, hier Stand 1. August 2020:
Am 6. August 2020 wurde in die finalen 8 Liter-Stofftöpfe umgetopft, das Wurzelbild sah so aus:
Die Wurzeln wirken alle gesund, kräftig und insgesamt (nach meinem subjektiven Empfinden) ausreichend ausgebildet. Meine kleineren Grundsatzfehler (nie gedüngt in den ersten paar Wochen, Töpfe beim ersten Mal gießen vorher gewogen, aber in den Folgetagen überhaupt nicht mehr beherzigt, Bewässern nach Bauchgefühl und visueller Kontrolle, etc.) wurden mir alle verziehen, aber so langsam begannen in den letzten Tagen andere Probleme. Während manche Grower mit gelben Blättern, Krüppelwuchs, Schädlingsbefall, schimmelnden Wurzeln, u.a. kämpfen hat sich Herr „Ich kann alles selbst, bin alt und schlau genug“ mal wieder übernommen. Es ist ja vollkommen klar, dass ich keine 17 Pflanzen auf nem halben Quadratmeter ziehen kann. Meine Planung zielte darauf ab, dass potentiell Pflanzen sterben werden oder manche Seeds aufgrund schlechter Lagerung sowieso zu irgendwas, nur nicht Weed mutieren… Pech gehabt! Ich hatte ´nen Strike, 17 von 17 geben Vollgas, haben eine satte, grüne Farbe, keine gelben Blätter… ABER: Es wurde nun immer schwieriger im zwischenzeitlich aufgebauten Schrank alles irgendwie unterzukriegen. Hier mal ein kleiner Eindruck…
Nachdem ich ein gutes Baugefühl hatte beschloss ich am Tag des Umtopfens auch gleichzeitig noch die Blüte einzuleiten, änderte also entsprechend auf 12/12 Stunden Belichtungszeit und sagte mir: „Gut, jetzt schön geduldig zusehen, täglich kontrollieren und den Übergang zwischen Vorblüte und Blüte beachten.“. Eine Woche ist nun vergangen, hier und da wurde noch ein wenig ausgedünnt zwecks Licht, aber dabei habe ich mich sehr zurückgehalten, weil ich unsicher war, ob ich in der Vorblüte überhaupt noch so invasive Eingriffe vornehmen sollte… wer nicht wagt, der nicht gewinnt!
Das Düngen hatte ich dann auch zwischendrin begonnen, aber das lassen wir mal aussen vor…
Gestern habe ich dann an den Super Lemon Haze etwas wahrgenommen, was ich trotz intensiver Recherche in den letzten Monaten so nicht kenne. Hier also mal einige Fotos von diesem „Phänomen“:
Nun bin ich etwas verunsichert: Ich meine deutlich Stigmen (richtiger Begriff?) zu erkennen, jedoch ist diese „Wasserblase“ irgendwie komisch… möchte mir dazu jemand etwas sagen?
Und zum Ende dieses Berichts noch einige Gedankengänge, wie ich meine das Chaos in den Griff zu bekommen:
- Beobachten
- Männliche Pflanzen nun so schnell wie möglich erkennen
- Misc-Pflanzen (teils krüpplig gewachsen, noch sehr klein, Ausgang eher fraglich) im Zweifelsfall in den Wald setzen
- Various-Pflanzen (weil mega gewachsen, sehr buschig ausgeprägt, etc.) beobachten, Männchen killen und schlussendlich
- endlich ausreichend Platz haben, im Zweifelsfall 1-2 von den Various behalten (so weiblich), Rest ebenfalls in den Wald
Ja, mir ist nun klar, dass es absoluter Schwachsinn ist mit so einer Dimension beim Auftakt-Grow an den Start zu gehen, aber das ist so ähnlich wie bei Online-Spielen: Lieber auf höherem Level spielen und durch autodidaktisches Studium (Fails, etc.) für die Zukunft lernen.
Ich hoffe Euch nicht gelangweilt zu haben und danke Euch für diese fantastische Ansammlung geballten Wissens!
Grüße,
Kalle