Es kann in der Natur nicht vorkommen, dass ein Eimer Erde KEINE Keinstlebewesen beherbergt.
Die Aussage, dass mineralisch vorgedüngte Erde kein Bodenleben enthalte, ist in dieser absoluten Aussage falsch.
Die Mechanismen, die man verstehen sollte, sind einfach: Unter dem volkstümlichen Begriff „Bio-Erde“ verstehen wir Erde, die statt mit mineralischem Dünger mit „Bio- Dünger“ (ein ebenso volkstümlicher Begriff) versetzt sind.
Durch eine Vielzahl von Mikroben werden diese „Bio- Dünger- Teile“ verdaut und damit in vielfältigen chemischen (Verdauungs-) Prozessen umgesetzt. Die Ausscheidungen dieser Kleinstlebewesen sind vielfältige, oft hochkomplexe, „mineralische Dünger“- Moleküle (oder gar gleich atomare Salze in Lösung).
Es mag wohl sein, dass man durch Zugabe von mineralischem Dünger viele dieser nützlichen Kleinstlebewesen vernichten kann - das käme umgangssprachlich einem Ersticken in Scheiße gleich.
Aber -wie überall in diesem Universum- die Dosis macht’s!
Man kann also sehr wohl Bio- Erde mit mineralischem Dünger aufpeppen. Aber man muss sich im Klaren darüber sein, dass man damit mit der chemischen Keule dreinschlägt. Man muss also sehr viel sparsamer dosieren.
Man sollte auch verstehen, dass solche Prozesse immer in Regelschleifen einen „gesunden“ Gleichgewichtszustand anstreben.
Kippe ich mineralische Dünger in Bio- Erde, so sind zwei prinzipielle Szenarien denkbar:
- Ich kippe zu viel rein.
Damit ersticke ich die viele Kleinstlebewesen, da das chemische Milieu aus ihrer Sicht viel zu viel „Kacke“ enthält und relativ dazu viel zu wenig „Nährstoffe“. Sie verhungern. Ab da hilft nur noch mineralischer Dünger, falls die Pflanzen nicht jetzt schon an Überdüngung die Wurzeln gestreckt haben.
- Ich kippe die passende, geringe Menge rein.
Die Pflanzenwurzeln können sofort ihren Heißhunger stillen, die Pflanze legt zu. Die Kleinstlebewesen leben plötzlich nicht im Schwimmbad sondern mehr in einer Jauchegrube. Nicht nur ihre Fortbewegung wird behindert, auch ihr Nahrungsangebot sinkt, da die Relation von Nahrung und Kacke sich drastisch verschiebt. Sie werden behindert.
Ist der mineralische Düngereintrag von den Pflanzen wieder aufgebraucht, bessert sich aus Sicht, der Kleinstlebewesen das „Klima“. Sie mampfen wieder und zeugen Kinder. Das Milieu stabilisiert sich wieder in Richtung „bio“.
Es sind also hochkomplexe Regelkreise, in die wir mit viel zu wenig Wissen eingreifen.
Und meine Darstellung ist so stark vereinfacht, dass sie bio- chemisch gesehen fragwürdig ist - aber immerhin das grobe Modell richtig wiedergibt.
Da nun diese Zusammenhänge von so enormer Komplexität sind, rate ich eher dazu, dieses Problem so zu handhaben, wie es venünftige Menschen immer tun: Sich für eine Erde/Dünger- Kombination zu entscheiden, dabei dann eisern zu bleiben und dabei einen eigenen Erfahrungsschatz aufzubauen. All den Leuten, die die gleiche Kombination einsetzen, mehr Glaubwürdigkeit einräumen, als denen, die nur andere Erfahrung haben, oder gar nur irgendwelches raubkopiertes Wissen kolportieren.
Erfahrung ist nur doch noch mehr Erfahrung zu ersetzen.
Und nehmt IMMER weniger mineralischen Dünger.
Mutter Natur kippt auch keine 32Tonner Chemie auf ihre Kinder.
Auch wenn die Düngerhersteller das uns gerne glauben machen möchten.