Willkommen und seid herzlich gegrüßt!
Vor einigen Wochen habe ich meinen, trotz fortgeschrittenen Alters, allerersten Aufzuchtversuch begonnen und bin so langsam an einem Punkt, an dem ich das ganze mal zu Dokumentationszwecken auf virtuelles Papier bannen mag. Und welche Stelle böte sich dafür besser an, als diese?.. haben mich doch die Unzähligen Tipps, Daten und Diskussionen als verlässliche und beruhigende Ratgeber in den letzten Wochen begleitet.
Ich neige im Schriftlichen zu prosaischer Diarrhö. Es könnte etwas umfangreicher werden. Ich gelobe aber den Versuch, wichtige Punkte hervorzuheben und dem Ende eine strukturierte Zusammenfassung für die Datenmenschen unter uns anzustellen.
Bauchschmerzen, wenn es am dunkelsten ist
Beginnen wir am Anfang. Am Anfang waren Bauchschmerzen. Also nicht die meinen - in der Beziehung bin ich erfreulicherweise mit einer überaus robusten Konstitution gesegnet. Die Götter und Halbgötter hatten Bauchschmerzen. Über ein Jahr schon hatten sie über neue Regeln für die Welt gebrütet und als das Jahr am dunkelsten war, rumorte es ihnen noch einmal gewaltig in den Eingeweiden. Und wie sie nunmal so sind, mussten sie wehklagen und drohen und laut überlegen, ob man denn nicht vielleicht doch noch mal, sinnbildlich gesprochen, das Kind zurück in den Geburtskanal schieben und Gras über die Sache mit dem Gras wachsen lassen sollte.
Bei mir löste das - trotzdem ich im letzten Jahrzehnt sicherlich nicht eimal eine dreistellige Grammzahl an Blüten in der Hand hatte - eine Trotzreaktion mit anschließendem Impulskauf aus. Ganz wenig später war ich im Besitz von fünf bunt aus der Reklame gezogenen, verschiedenen Samen. Allerdings stand ich jetzt auch vor der vorher nicht abschließend überlegten Frage: Was mach ich jetzt damit…?
Auf der Suche nach Obdach
Es ist ja einigermaßen nützlich, die eigenen Limitierungen und Eigenheiten zu kennen. Eine meiner Limitierungen ist mangelndes technisches Geschick und eingeschränkte körperliche Einsatzfähigkeit. Genauso wie begrenzter verfügbarer Raum. Mit der Zeit ist es auch oft so eine Sache …
Eine meiner Eigenheiten ist, zu gerne und zu tief in Kaninchenlöcher zu klettern und schon mal den Überblick zu verlieren.
Bei der Suche nach einem geeigneten Habitat für meine frisch eingetroffenen Gäste wollte ich diese Faktoren gerne mit einberechnen. Das muss doch auch anderen so gehen wie mir. Also wurde nach einer kleinen, durchdachten, wohnungskompatiblen Lösung gesucht.
Festgelesen hatte sich dann schon recht schnell die Minigrow Box One. Nicht zuletzt dank der wundervollen Growreports von @AGGROW. Außerdem schien sie mir die vielversprechendste Kandidatin zu sein, wenn es darum ging, sie auch in Hinblick auf die kommende Legalisierung in konformen Zustand zu versetzen. In meinem Fall musste das Ding nämlich auch zeitweise abschließbar sein.
Also frage ich mal beim Support nach - und wurde umgehend positiv überrascht. Ganz im Sinne pragmatischen, niederländischen Erfindergeistes existierte schon eine einfache, aber solide Lösung, die noch nicht im Shop beworben wurde. Tja… dann musste ich wohl… und wenig drauf war eine der ersten abschließbaren Varianten der winzigkleinen Growbox auf dem Weg zu mir.
Technisches Setup
Location Indoor, Growbox, Innenmaße Growraum: 36 x 38 x 69 cm
Beleuchtung 34 * 3W Osram Square LEDs mit Betriebsleistung von ca 65W
Belüftung Custom AKF des Herstellers mit 2x Noctua (120mm?) fans für Abluft
Schnickschnack Standalone programmierbare custom Microcontroller-Steuerung des Herstellers für Einstellungenn bzgl. Lüftersteuerung, Lichtsteuerung, Temperatursteuerung.
Plug&Play 12v Heizmatte
Stromverbrauch gesamt: zwischen 90 und 100W in der Tagphase bei 24° In-Box Temperatur und 19° Außentemperatur
Wenig später kam die Zauberkiste dann auch wohlverpackt an und war in Windeseile aufgebaut. Das Plug & Play, respektive Plug & Grow hat da auch tatsächlich gut geklappt. Der Aufstellplatz wurde nach Lautstärke-Test entschieden. Für’s Schlafzimmer waren mit die Geräusche dann doch noch etwas zu laut - Es sind max 33 db angegeben, könnte auch gut hinkommen - Auf höchster Stufe ungefähr wie ein Desktop-PC.
Abschließender unfachmännischer Eindruck: Das Ding ist nerdig. Ungefähr genau das, was ich mir vorstellen würde selbst basteln zu wollen, wenn ich Spaß an Elektrotechnik hätte. Von den pragmatischen 3D-Druck-Teilen an manchen Stellen bis zur Steuerung bekommt man den Eindruck, dass da freudiger technischer und hortikultureller Enthusiasmus am Werk war und die Marketingabteilung nicht Treiber des Projekts.
Was kann schon schief gehen? Oder: Je mehr Fehler, desto Lern!?
Es passierte dann, was gerne mal passiert, wenn man aus dem Impuls gehandelt hat und jetzt halt schon drin steckt. Es machte sich Ungeduld breit, die drängte, doch jetzt und sofort auch anfangen zu wollen. Der Schnee vorm Fenster und die kurzen Januartage hatten ein wenig Grün einfach bitter nötig! Allein … Es fehlte noch das ein oder andere.
Stofftöpfe hatte ich mir schon organisiert (Gronest, 8L), es mangelte aber noch an Füllung für eben jene. Und so begann ich zu lesen. Und zu überlegen. Eine Flut an Biobizz-Tutorials überschüttete mich und gefühlt war das der Weisheit letzter Schluss … wieder so ein wenig Plug & Play und ganz genau detailliert, ohne einfache Möglichkeit fatale Fehler zu machen. Die Sache hatte nur einen Haken. Ich konnte keinen stationären Fachhandel für die Produktpalette in annehmbarer Entfernung ausfindig machen. Und mir Erde im internet zu bestellen und einen anderen für mich Dreck durch die gegend schleppen zu lassen, widerstrebte mir auf einem basalen Level. Außerdem wollte ich anfangen! Ha! Und um 2016 rum hatten die Leute doch auch mit Baumarkterde gute Ergebnisse erzielt! Okay Okay - da war irgendwas mit inzwischen viel zu scharf … aber … Was kann schon schief gehen? Wenn mit allem und Scharf beim Rotationsspießfachhändler richtig ist, kann es doch hier nicht schlecht sein? Wir haben es hier mit Erde und Unkraut zu tun! Das passt schon.
Tjoa, so kam ich dann schnell und schmerzlos an die Composana QBE. Kombiniert mit der Bio-Variante der Kräuter- und Anzuchterde desselben Herstellers. Das wäre - so dachte ich - dann ja auch besonders praktisch, weil ich mir das Düngen würde sparen können - ein kleines schnelles Pflänzchen war das Ziel. Wasser drauf, warten, fertig.
Substrat und Container
Behälter Gronest Stofftopf, 8 Liter
Substrat Composana QBE, wild und planlos Mit Kräuter- und Anzuchterde gepanscht
Dünger Hey ich hab doch gelesen ich brauche keinen.
Letztendlich habe ich auf gut Glück beide Erden im Verhaltnis 70/30 bis ca 2/3 des Topfes gut und locker durchmischt und alles was an Bröckchen vorhanden war zerbröselt und dann in der Mitte einen Zylinder gebuddelt, den ich mit reiner Anzuchterde aufgefüllt hatte (Da war was mit Pfahlwurzeln). Dann noch eine ganz dünne Schicht obendrauf, bis zur Naht des stylischen Stofftopfes (Spoiler: So sieht das auf vielen Bildern aus, aber: Das ist zu wenig)
Aergia erwacht - Keimlingsphase
Es war Zeit zur Samenwahl. Oder Damenwahl? Dass sie alle weiblichen Geschlechts sein sollten war mit auf jedenfall zugesichert worden - und ein guter Teil davon sogar automatisch! Wie überaus praktisch - vollautomatisch gab’s zu meiner Zeit noch nicht. Genau das richtige für einen Noob wie mich, der einfach mal sehen will was denn da so passiert (Spoiler: Jain.)
Die Auswahl ging schnell. Statt nach Terpenprofilen, THC-CBD-Verhältnissen, Namensassoziation oder zu erwartender Statur folgte ich einer psychologischen Leitlinie: Eines der vor mir liegenden kleinen Kugeldinger war deutlich als kostenlose, kundenbindungsfördernde Dreingabe markiert. Als einem, der es schon geschafft hat, einen Kaktus verdursten zu lassen, einem der den Fensterbrettbasilikum zum Welken gebracht hat, bevor er auch nur ein mal Pesto machen konnte, also einem, der vom grünen Daumen soweit entfernt ist, dass nicht mal verzweifeltste Bekannte ihn zum Pflanzensitten im Urlaub motivieren würden, kam mir das gerade recht. Wenn ich es schon zweifelsohne verbaseln würde, dann würde es mit einem „geschenkten“ Exemplar sicherlich viel weniger Schmerzen.
Seed
1x Sticky Beast Automatic / Zamnesia
Eine klebrige Bestie also. Oder eine stockige? Wie dem auch sein. Mit gefährlichem Halbwissen bewaffnet schritt ich frisch zur Tat: „Bei Autos die Nuss einfach direkt in den Endtopf und feucht halten“ … my ass. Also klappt bestimmt. Aber diesen Rat sollte man echt nicht geben ohne dazu zu bemerken, dass das dauert. Aber ich greife voraus.
Ich wässerte die Erde noch einmal großzügig und gleichmäßig mit unkontrolliertem und unbekanntem Leitungswasser, versetzt mit einer großzügigen Ladung Neem-Öl, an und verbuddelte das Sämchen. Dann stellte das ganze in die Growbox ohne Licht, auf muckelige 24° Celsius temperiert. Mehr war aufgrund der wirklich winterlichen Situation nicht wirtschaftlich herauszuholen. Und es passierte… Nüscht. Nach einem Tag nicht, nach zweien nicht … nach dreien war ich versucht zu buddeln, aber wollte ja nichts unter der Erde verletzen … am Anbruch des fünften war es mir dann aber auch egal. Die faule Socke war schnell gefunden. Unbewegt und mit verschlossener Mine starrte Sie mich an…
Ha! Dich knack ich noch! - dachte ich mir und verbrachte sie halt zwischen Küchenrolle und Teller auf die Heizung. Am nächsten Morgen schon, war es vollbracht. Ein winziges Würzelchen begann sich aus der Schale zu winden. Blödes Timing, keine Zeit, zwei Tage Auswärtstermin … also ab damit wieder in die Erde, noch mal halbherzig gehetzt feucht gegossen und schon mal das licht (18/6) angemacht, weil das jetzt alles ein Weilchen ohne mich auskommen musste.
Bewässerung Wasser halt. Aus der Leitung? Wissenschon? Brawndo mit seien Elektrolyten hatte ich nicht da.
Zurückgekehrt, durfte ich dann tatsächlich die Wunder der Natur erleben.
Ich fand’s echt gut wie dreist mir das Wesen die Zunge herauszustrecken schien. Man hat ja ein Herz für alle Nonkonformisten und gutherzigen Pöbler dieser Welt. Aber die rebellische Ader ließ schnell nach, nachdem die letzten Samenreste abgefallen waren (okay … ich habe drangetippst) und es blieb ein winziges, zerbrechlich wirkendes Stück Grün in einer brachen, hellen Wüste.
Lampenabstand Maximal. ca 50 cm. Vollspektrum aktiviert, keine Dimmung. Entspricht Herstellerempfehlung für Neulinge
Fehlte noch ein Name. Natürlich. Er musste sowohl botanischen, als auch persönlichen Anforderungen gerecht werden. Sprich mit A anfangen und gleichzeitig ein wenig klugescheißerlich daherkommen. Beim Sichten der Kandidatinnen aus der Mythologie blieb ich dann an Aergia hängen. Sperrig, aber dafür passend.
Erdarbeiten - Sämlingsphase
Irgendwie war beim Lesen in den Hirnwindungen hängengeblieben, dass ab jetzt erst mal der Wasserhaushalt meines grünen Besuchs über die Keimblätter gestillt werden würde und eine hohe, konstante Luftfeuchtigkeit wichtig sein würde. Aber wie mach ich das? Plastikbecher hab ich keine. Regelmäßig außenrum die Erde feucht sprühen? Ein Glas drüber stülpen? Aber was wenn das arme Viech dann zum Spargel mutiert?
Nach einigem Hadern und Probieren bildete sich die „Boden mit der Sprühflasche ein wenig feucht halten und hoffen“ Methode als praktikabelste heraus. Aufgrund des immernoch wütenden Winters und damit verbundener Heizungsaktivität war die Luftfeuchtigkeit im Habitat doch immer eher sehr niedrig - irgendwo zwischen 36% und 45%
Lesson learned Transparente Plastikbecher bei nächstbester Gelegenheit aufbewahren und upcyclen. Schnieker Whikey-Kristall macht bunte Muster, ist aber nicht vertrauenswürdig.
Ansonsten passierte erst mal … nicht viel. Das war auch das erste mal, dass ich hier Beruhigung erfuhr. Recherchefazit: Das passt schon - die Arbeit geschieht unter der Erde. Da muss Wasser gesucht und fleißig genetworked werden. Einfach zurücklehen, warten, kucken dass nichts anbrennt, aber wirklich nur kucken. Trotzdem spürte ich das Verlangen mir einen Stock zu schnappen und „C’mon do something“ murmelnd die kleine Pflanze zu pöcken. Aber ich war stark.
Langsam ging es dann auch los, dass merklich wuchs über der Erdoberfläche begann. Und als sich das erste Dreifingerblatt zu erkennen gab, begann auch das erste Problem:
Das sah nicht gesund aus. Von ästhetisch ganz zu schweigen. Die Lektüre der vergangenen Tage ließ mich schlimmes befürchten. Also auf zur Suche nach Vergleichsbildern und Problemthreads!
Nach einer Weile hatte ich drei mögliche Problemszenarien Identifiziert:
- Nährstoffbrand durch Composanaklumpen, der den Wurzeln vor die Fühler gefallen ist
- Wasserprobleme
- Lichtverbrennung durch Wassertropfen.
Das war eigentlich eine ganz dankbare Analyse - mein Handlungsspielraum war nämlich angenehm begrenzt: 1. hätte eine Spülung und Amok-aktion erfordert, was bei so einer kleinen Pflanze meiner Meinung nach bedeutet hätte, dass neu anfangen und richtig machen der bessere Weg gewesen wäre. Aber Aufgeben ist nicht. 2. war nicht akut lösbar - das wasser war noch drin, rausholen ist schwer. Das nächste Gießen hätte auch noch mindestens vier, eher fünf Tage Zeit. Ich konnte also mal die Wasserwerte ersuchmaschinisieren. 3. wäre nun auch nicht mehr zu beheben, aber wäre immerhin kein systemischer Mangel.
Lustiger Seitenhinweis: Meine Gegend gehört zu den wenigen, die ihre Wasseranalyse nicht einfach in’s Internet stellen. Aber sie sind gerne bereit auf Nachfrage eine schriftliche Kopie zu senden. Aber ich konnte herausfinden, woher das meiste von dem kühlen Nass kam - und die Wasserwirtschafter dort, waren solide aufgestellt. Durch verschiedene Quellen und Aufbereitungsanlagen musste ich mit Mittelwerten schätzen - kommt aber ganz gut hin. Bis auf den PH Wert …
Bewässerung
Angaben laut Internetfund (gemittelt aus 2 Quellen, jeweils sehr ähnliche werte):
pH 8,26
EC 0,18 mSv/cm
Cal 26mg/l
Mag 4,2mg/l
Gesamthärte 4,6°dH
Sulfat 12,7mg/l
Der pH Wert kam mir spanisch vor. Ich hatte schon die Erfahrung gemacht, dass hier in der Gegend so gut wie nie was verkalkt, was auch mit den Wasserwerten und den quasi bloß als Spurenelementen vorhandenen Salzen (Sieht bei den anderen auch nicht viel üppiger aus) übereinstimmen würde. Aber ich bestellte auf jeden Fall mal eine Packung CalMag und ein paar pH-Messtreifen in engem Spektrum zwischen 5 und 9.
Die zeigten auch im abgestandenen Wasser bisher zuverlässig und reproduzierbar einen pH von 6.25 - 6,5 an.
Das war dann der Zeitpunkt an dem ich mir auch - mit viel Unterstützung durch’s lesen hier - wirklich klar gemacht habe, dass ich mineralisch growe und das ganze einmal wenigstens grob überschlagen werden muss. Ich kam auf etwa 0,9ml CalMag pro Liter.
**Bewässerung cont.
Zugaben: 2,2 ml CalMag auf 2,5l Wasser pro Gießen - pH seither immer 6,25 - 6,5 im Wasser. (auch im Drain)
Gießverhalten: Schluckweise Verabreichung der Gesamtmenge über etwa eine Stunde. Passt super in die Haushaltroutine. Ende Gießvorgang bei Drain.
Frequenz: Gegossen wird nach Bedarf basierend auf Gewicht. Habe festgestellt, mit Anheben bin ich da recht treffgenau. Drain wenn vorhanden ist immer innerhalb weniger Stunden auch noch absorbiert.
Sage noch mal einer, der Chemieunterricht damals wäre umsonst gewesen!
Und schwupps - kaum passt man mal nicht auf - hatte sich auch schon das erste Fünffingerblatt so richtig entfaltet (Lebenstag 14). Es war an der Zeit. Aussitzen scheint das Richtige gewesen zu sein.
Info: Ab hier haben die Bilder alle den für die Minigrow Box One-Beleuchtung typischen Grünstich. Irgendwann hat der Weißabgleich des Bilderstellungsgerätes wohl die Segel gestrichen.
Can’t stop, won’t stop - Vegetationsphase
Die Zählerei mit VT und BT scheint mir nicht zu liegen - aber weil es einigen ja wichtig zu sein scheint: Hooray VT1 geschafft und noch ist Leben im System. Für meine Person tatsächlich ein Erfolg.
Gefeiert werden musste das, indem die absolut logische Konsequenz aus folgenden Faktoren gezogen wurde: Wir haben eine Autoflower, der schon ein wenig die ersten Blätter angesengt waren, die in suboptimalem Substrat mit fragwürdigem Wasser versorgt wird. Da muss getoppt werden.
Im Hinterkopf war immer noch ein wenig die Panik, was wohl passieren würde, wenn die Pflanze beschließen sollte, meine kleine Kiste einfach nach oben hin zu sprengen. Außerdem hey … wir wollen ja Lernen, ergo Fehler machen. Oder auch nicht.
Sobald also der Trieb über der dritten nodie soweit gewachsen war, dass die Schere sicher angesetzt werden konnte, ohne den winzigen Flaum der Seitentriebe zu belästigen, war es soweit. Wenn schon stressen, dann früh, dachte ich mir. Wobei, das hört sich jetzt so geplant an. Tatsächlich hatte ich abgewogen zwischen „Pflanze natürlich wachsen lassen und beobachten“ und „fummel dran rum“. Letztendlich war es der Geist der Herzkönigin, der mich eines Abends beseelte und impulsiv schrie „Ab mit dem Kooooopf!“
Das beherzte Schnipp verlief gut, muss ich sagen. Ein Innehalten in der so langsam loslaufenden exponentiellen Funktion der Massevermehrung ließ sich nicht feststellen. Allerdings hatte ich vielleicht etwas falsch verstanden - denn insbesondere die Triebe an Nodie Zwei legten mehr Enthusiasmus an den Tag.
Und auch in mir erwachte ein gewisser Enthusiasmus. Wenn wir schon dabei sind, die apikale Dominanz zu brechen, dann könnten wir, so rein theoretisch ja auch mal noch kucken, was passiert, wenn wir auch noch ein wenig Niedrigstress durch restriktive Bindung anlegen.
Update Umgebungsdaten
Beleuchtung Abstand zur Lampe um ca 8 cm verringert und viertelstundenweise die Beleuchtungsdauer auf 19/5 erhöht. Abstand zum Höchsten Punkt jetzt ca 35 cm.
Und so fand ich heraus, wo der Nachteil an den Autos für mich wirklich liegt: Das tägliche Begutachten und regelmäßige neu Ausrichten und Formen und Weisen und Begrenzen und Leiten macht unglaublichen Spaß. Und das Wissen, dass die Zeit in der das möglich sein wird begrenzt ist und die Kontrolle nur ein Weilchen währt, war schmerzlicher als gedacht. Daher das Jain … zum sehen, was passiert und Verständnis für den Lebenszyklus der Pflanze aufbauen sind die Automatics eine tolle Sache. Auch in der Prozessoptimierung kann ich’s mit gut vorstellen. Aber die Interaktion und das Feedback beim Trainieren können glaub ich schon ein schönes Hobby für sich sein. Klagen hilft aber nicht - ich wollte Speed, ich bekomme Speed. Aber die Freude auf den ersten, langen, Photo-Run ist geweckt.
Lesson learned Persönliche Präferenz für formende Interaktion. Irgendwann muss ein Bonsai-Grow mit unendlicher Geduld gemacht werden.
Ich will aber auch gar nicht klagen. Eine Explosion an Pflanze, mit täglich neuen Perspektiven und Gesichtern. Und immer wenn es aussah, als würde eine Pause gemacht… can’t stop, won’t stop.
Wie man sieht holte mich nun aber auch endgültig ein weiterer Fehler vom Anfang des Experimentes ein und ich war sehr froh, mich für Stofftöpfe entschieden zu haben. Das Gießen hatte die Erde doch deutlich mehr verdichtet, als ich das erwartet hatte und was bei der Winzlingspflanze von einst noch nicht problematisch war, holte mich jetzt platzbegrenzend ein. Einen Stofftopf kann man erfreulicherweise recht gut runter krempeln, habe ich festgestellt. So war es dann nicht allzu schwer, dem Busch die Freiheit zur Seite zu geben, die er verdient hatte.
Lesson learned Den Topf ganz voll machen. Randvoll. Also so richtig.
Bewässerung Umdenken auf 7 Liter - passt auch besser zu den bisherigen Erfahrungen beim Gießen bzgl Drain - neuer Plan: 2l, 1,8 ml CalMag
Der zusätzliche Raum im horizontalen wurde von der Daimonin im Wachstum dann auch dankbar angenommen und ich durfte Beginnen, mir um die Wände der Box Gedanken zu machen. Der bisherige Ansatz der unmittelbaren Formgebung wurde gegen ein wenig laissez-faire getauscht und die Triebe durften auch mal ein wenig nach oben schnuppern.
Auch wurde langsam die Frage akut, wann denn das mit der Blüte eigentlich losgehen würde. Durch sehr helle und wuschelige Blattspitzen an den Trieben, hatte meine Kistenmieterin mich schon ab und an in die Irre geführt, nur um dann am nächsten Tag doch, frech wie sie nun mal ist, zwei neue Blätter zu präsentieren. Von Vorblütezeichen in den Achseln hatte ich auch nichts entdeckt, führte das aber mal auf die automatische Genetik zurück.
Spätsommererwachen - Blütephase
Die geschulten Blicke der werten Leserschaft hätten es mit bestimmt schon früher in’s Bewußtsein rufen können, auch bei den Bildern weiter oben - aber ich persönlich war mit ab dem 28ten Tag sicher, dass so langsam das Knospenbilden startete. Begleitet wurde das auch von einer leichten, aber deutlichen Steigerung der Astwuchsrate und der Internodienlängen.
Ich reagierte darauf mit täglicher behutsamer Zuwendung (im Dickicht abgedunkelte Triebe Entfernen, Blätter ohne hoffnung auf Licht entsorgen), sowie leichter Sorge. Wie läuft das denn jetzt mit diesem Stretch? Hab ich da genug Platz für?
Alles halb so wild, stellte sich heraus. Nach wenigen Tagen schon hatte das bemerkenswerte Strecken von mehreren Zentimetern am Tag ein Ende und ich vermochte auch noch, wenigstens einigermaßen eine Verteilung auf die Fläche hinzubekommen.
Auch hatte ich eine von den neumodischen Apps installiert um mal DLI statt nur die Lux zu messen und die Pflanze noch mal wenige Zentimenter höher positioniert, sodass die höchsten Blüten jetzt bei 19 Stunden (laut App) einen DLI von zwischen 45 und 50 abbekommen sollten und die am niedrigsten gelegenen noch etwas über 30. Not great, not terrible. I guess.
Updates Daten
Beleuchtung Abstand zur Lampe um nochmals ca 4 cm verringert. Abstand zum höchsten Punkt jetzt knapp 10cm.
Temperatur Aufgrund hoher regionaler Luftfeuchtigkeit die Temperatur auf 26 Tag / 21 Nacht hochgeregelt um der RLF entgegenzuwirken.
Bewässerung Erhöhung CalMag auf 1,1 mg/l, Zugabe Hesi Blühkomplex, beginnnd mit 30% Schema mit langsamer Steigerung und Beobachtung
Mit der Blüte machte ich mir auch so langsam Sorge um das doch eher stickstofflastige Nährstoffprofil in der verwendeten Erde. Ein höherer Anteil an Phosphor und Kalium wären jetzt so langsam sicherlich eine feine Sache für die Vorlieben meines lieben Besuchs. Man kennt es ja von sich selbst, dass sich die Ernährungsgewohnheiten im Verlauf des Lebens ein wenig ändern und mit dem Alter fett zu werden, würde ich als guter Gastgeber nur unterstützen wollen. Daher wurde ein wenig Hesi-Dünger zugekauft und fortan in steigender Konzentration kredenzt.
Glaskugelstarren - die Zukunftsphase
Und damit sind wir auch schon, oder endlich, je nachdem, im Jetzt angelangt. Bisher eine sehr lehrreiche Zeit, mit Dingen, von denen ich nie dachte, dass ich sie lernen würde.
Und gelernt habe ich vor allem hier - drum noch einmal und immer wieder: Einen herzlichen Dank an die vielen Fleißigen, die hier auch zum zehnten Mal dasselbe Problem, dieselbe Frage, mit Engelsgeduld und Freundlichkeit erläutern und verstehen helfen. Man findet eigentlich echt alles was man brauchen könnte.
Ich für meinen Teil, bin ja kein Forenmensch - ich plane nach erfolgter Ernte noch ein Update hier - verzeiht, wenn ich ansonsten eher wieder stiller Leser sein werde.
Achja die Pflanze! Ich gehe davon aus, dass sie jetzt noch 14 Wochen in der Blüte sein wird und ich danach mit einer Stichsäge litergroße Portionen fertig getrockneter Buds aus der Kiste schneiden werde. Ha!
Nein - ich lasse sie mir weiter zeigen, wie sie funktionieren will und versuche ihr zu helfen. Kein Druck, keine Erwartungen. Ich bin gespannt.