Prepare to be cultivated! John Weeder meldet sich aus Österreich

Ich grüße Euch alle ganz herzlich aus dem malerischen Wien. Ihr könnt dreimal raten, was ich hier zu suchen habe, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Meisten von Euch das sofort erraten werden.

Natürlich bin ich hier, um mich zu kultivieren … ähm … für die Kultur … ähm … ja, genau, ich besuche die Cultiva 2021.

Tag 1. Ankunft.
Donnerstag, der 18. November 2021

Sobald ich aus dem Zug stieg, sah ich riesige Werbebanner für CBD-Öl, das Nahrungsergänzungsmittel angeboten wurde. Das war mal was Neues, denn in Deutschland, soweit ich das weiß, ginge das nicht. Soweit ich mich jedoch erinnern konnte, war das auch in Österreich noch vor einigen Monaten unvorstellbar, aber wer konnte sich schon auf das Erinnerungsvermögen eines faulen Kiffers wie mich verlassen.

Die Reise verlief gut. Ich war mit allen möglichen Papieren in den Zug gestiegen, denn nur wer geimpft oder genesen war, konnte einreisen. Der Zug war nicht gerade voll, aber es gab nur wenige freie Plätze.

Bei der Grenze aber … passierte gar nichts. Niemand wollte meinen Impfnachweis oder gar meinen Ausweis sehen.

Auf dem Weg zum Hotel mit dem ÖPNV trugen alle FFP2-Masken, mich eingeschlossen. Angenehm war da nicht gerade, aber so lauten nun mal die Regeln. Es konnte einem komisch vorkommen, wenn jemand, der wider besseres Wissens mehrmals gegen das BtMG verstoßen hatte, über Regeln redet, aber das Einhalten der kleinen Regeln machte es schon immer möglich, die großen ohne Aufsehen zu brechen.

Im Hotel musste ich den Impfnachweis vorzeigen und wurde ermahnt, außerhalb meines Zimmers immer die Maske zu tragen. Zum Essen und Trinken dürfte ich die Maske abnehmen.

Nach einer kurzen Einkaufstour, um für Frühstück und Abendessen zu sorgen, war ich von der Reise ziemlich müde und für den nächsten Tag wartete ein sehr frühes Aufstehen auf mich.

Das Letztere verdanke ich irgendeinem Scherzkeks (nein, nicht so einem), der auf die Webseite von Cultiva am Montag den Hinweis platziert hatte, dass bei der Ausstellung die 2G+ Regeln gelten würden (also geimpft oder genesen UND getestet mit einem PCR-Test). Das hatte ich am Montag gesehen und mir sofort einen Termin für einen Gurgeltest machen lassen, und zwar für Freitag in aller Frühe, damit ich die Ergebnisse am Samstag erhalten konnte.

Tag 2. Test und Tourismus.
Freitag, der 19. November 2021

Ich war um @rsch Uhr in der Früh aufgestanden und zum @rsch der Welt mit der U-Bahn gefahren. Die ganze Testerei dauerte weniger als 3 (drei) Minuten. Zwei Stunden vor dem Test dürfte man nichts essen und eine halbe Stunde vorher nichts trinken, also ich war schnell wieder zum Hotel gefahren, um etwas zu essen.

Da konnte ich feststellen, dass der Hinweis auf 2G+ von der Webseite von Cultiva verschwunden war. Manche Menschen haben echt miese Vorstellungen von Humor, aber was soll’s. Der Test war kostenlos selbst für mich (ich besitze weder die österreichische Staatsangehörigkeit, noch bin ich in Österreich krankenversichert) und das Ergebnis war negativ. Eine richtig große Überraschung war das nicht, denn ich hatte nie Symptome und war nicht nur voll geimpft, sondern auch geboostet (sagt man das so?).

Den restlichen Tag hatte ich als einfacher Tourist (Cultiva? Was zum Teufel soll denn das schon wieder sein?) verbracht und dabei einige Teststraßen gesehen. Vor allen solchen Einrichtungen standen endlose Schlangen.

Im Laufe des Tages hatte sich herausgestellt, dass das ganze Land am Montag in den Lockdown gehen wird. Eigentlich sollte mich das nicht mehr betreffen, denn am Sonntag würde ich schon wieder zu Hause sein. Auf der Straße bin ich einem Spinner begegnet, der alle mit Maske wüst beschimpfte (ich hoffte, er hatte auch den Falschen beschimpft und bekam, was solchen aggressiven Idioten, vermutlich auf viel zu viel Koks, zustand) und für Samstag, den geplanten Tag meines Cultiva-Besuches, würden in der Innenstadt Demonstrationen angekündigt.


Weed gab es hier aus dem Automaten, allerdings CBD-Weed. Leider bedeutete das ziemlich oft einfach Industriehanf. Die Blüten kosteten für 11 bis 13 Euro pro Gram. Dafür gibt es zurzeit keine Studien, die eine Wirksamkeit von CBD für alle mögliche Gebrechen belegen. Die einzig mehr oder weniger belastbare Studie sagt nur aus, dass CBD in sehr hohen Dosierungen bei manchen Formen von Epilepsie bei Kindern hilft.


Dafür gibt es zahlreiche Growshops, wo man Seeds kaufen kann. Seeds werden hier offensichtlich nicht als illegal angesehen. In solchen Shops gibt es alles, was man für den kleinen und privaten Garten braucht. Leider sind nicht nur die Seeds teuer. Gute Technik gibt es üblicherweise nur für gutes Geld.


Auch im Buchläden steht die Zeit nicht still. CBD wird auch als eine Art Gewürzkräuter betrachtet, was nicht unbedingt falsch ist (allerdings mir schmecken die Hanfblüten nicht und wer meinen letzten Growreport gelesen hat, weiß, worüber ich spreche).



Und das ist mein absoluter Lieblingsladen. Hierer komme ich von Zeit zur Zeit um … Tai Chi zu praktizieren (was denn sonst sollte ein gesetzestreuer Bürger an solchen Orten machen). Das Personal macht einen sehr kompetenten Eindruck. Ist allerdings kein Billigladen.



Ein Spaziergang auf der Mariahilfer Straße von Westbahnhof Richtung Norden kann beim Gärtnern äußerst Hilfreich sein. An vielen Orten kann man Zierpflanzen kaufen (kein Witz, das steht dann auf der Kassenzettel).

So viel zum einfachen Tourist …

Tag 3. Die Messe.
Samstag, der 20. November 2021

Die Ausstellung ist in der Nähe vom alten Viehmarkt. Viecher werden da natürlich nicht mehr verkauft, aber der Eingang ist ein guter Orientierungspunkt.


Heute bin ich mit der Straßenbahn gekommen, was wesentlich länger dauerte, als mit U-Bahn, aber die U-Bahn fährt auch durch die Innenstadt, wo gerade manche sich für unbesiegbar halten. Das Piktogramm, das den Platz reserviert für ältere Mitbürger kennzeichnet, dürfte für die, die in der Geschichte zu Hause sind, bekannt vorkommen (so viel zur Republik).

Kurz vor der offiziellen Öffnung angekommen, muss ich wieder den Impfnachweis vorzeigen (auf dem Handy) und meine Kontaktdaten in ein Formular eintragen, für den Fall, dass die Gesundheitsbehörde mich kontaktieren möchte (falls es auf der Messe viele infiziert wurden). Als ich im Sommer in Wien war, habe ich eine österreichische Prepayed-SIM-Karte gekauft, deren Nummer ich jetzt eingetragen habe.

Vor der Halle war nicht besonderes viel Los. Die Besucher kamen (noch) nicht in Scharen.

Drinnen war es dementsprechend locker.

Es gab allerlei interessante und vermutlich sehr teure Neuigkeiten. Für mich war die Lichttechnik am spannendsten.

Es gab große Lampen und begehbare Growschränke (das ist kein Witz, man hat mich aufgefordert, mir alles genau anzusehen) etwas, wofür ich gar keinen Platz in meiner Wohnung hätte:


Das CBD-Hype war ein zentrales Thema. Es gab Gras und Hasch und alle haben mir zugesichert, dass alles weniger als 0,2% THC hätte. Man bekam einen Gram für etwa 5 bis 12 Euro und man konnte an alles riechen. Alles roch fantastisch.





Es gab ganz spannende Neuigkeiten im Bereich Hydrophonic. Ein Prototyp wurde präsentiert, das den Wasserverbrauch auf ein Minimum reduziert. Man kann alles waschen und wiederverwenden. Es gibt nur die Variante für 16 Pflanzen und (laut Hersteller) kann man auch verschiedene Strains zusammen ohne Probleme anbauen.

Das Ding kostet fast 1200 Euro.

Ganz moderne LED-Leuchter wurde ausgestellt. Bei manchen sah es so aus, als würde die Sonne in die Halle scheinen (es gab heute kaum Sonne):


Die Präsentation mancher Lampen war ganz interessant. Hier zum Beispiel wurde zugleich der PPFD-Wert und dessen Verteilung präsentiert:

Es gab auch einen Aussteller, der modulare Leuchte anbot. Es hieß ModuLED. Das Licht soll angeblich für den Bedarf der Pflanze (Hanf? Wer redet bitte hier von Hanf?) optimiert sein. Das ganze Spektrum der Lampe ist für die Fotosynthese nutzbar, damit so wenig Energie wie möglich verloren geht. Die Leuchte, die ausgestellt wurde, erhellte wirklich den ganzen Schrank.


Man kann sich aus den Modulen (die quadratischen Leuchten) und den Verbindungselementen beliebig große Leuchten zusammenbauen oder sie für einzelne Stecklinge benutzen.

Was die Lufttechnik betrifft, da habe ich persönlich nichts gesehen, das mir spannend vorkam, aber ich verstehe davon auch nicht besonderes viel.


Es gab auch industriell aussehendes Zeug für Trocknen und Sortieren (vermute ich mal).

Für mich persönlich war es eine große Enttäuschung, dass Dutch Passion zwar als Teilnehmer registriert wurde, aber nicht erschienen ist. Dafür mag es sicherlich gute Gründe geben, aber ich hätte die gern persönlich kennengelernt.

Andere Breeder (die ich kannte und nicht kannte) waren aber da.

Der Buddha sagt: Smoke weed everyday. Nein … Moment mal … das war Snoopy Dog. Stimmt also nicht, aber es ist nahe dran.

Für Kiffer, wie mich, die nicht rauchen, sondern Plätzchen essen, gab es so gut wie keine spannenden Angebote (und manche Aussteller waren sehr verblüfft bis beleidigt, als ich sagte, dass ich an Rauchen nicht interessiert bin). Diese Maschine für die Herstellung von Pralinen sah aber interessant aus.

Natürlich konnte der Nachtschatten-Verlag auch nicht fehlen. Neben seriösen Klassikern von Dr. Grotenhermen und Michael Knodt gab es auch einige Witzig gemeinte Werke.

Wozu dieses Schnäppchen für 7000 Euro zu gebrauchen wäre, weiß ich nicht so genau:

Aber ein Anbau im Kühlschrank ist auch nicht zu verachten:

Ausgestellt wurde auch dieses Industrie-Monster, was zur Bearbeitung von Industriehanf dienen sollte. Die Stängel werden von Blättern und Blüten gereinigt und sie können so in der Textilindustrie verarbeitet werden. Allerdings ist meiner Meinung nach der Abfall (zum Beispiel die Blüten) auch nicht zu verachten. Wenn jemand so etwas braucht, um zu ernten, dann betreibt er sicherlich einen kommerziellen Anbau.

Man konnte sogar zuschauen, wie man Bongs herstellt Glasbläser arbeiten. Allerdings kam am Ende immer ein Bong heraus.



Überall wuchs das Weed. Man konnte sogar Stecklinge kaufen (was das Auto da zu suchen hatte, weiß ich immer noch nicht so genau).











Ich bin nicht so gut im Berichten, aber das war ein Besuch buchstäblich in der letzten Minute. Morgen steige ich in den Zug und fahre nach Hause und ab Montag gibt es in Österreich einen Lockdown.

Dieser Bericht ist nicht als Werbung für irgendeinen Aussteller gemeint und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich wollte meine heutigen Erlebnisse mit Euch allen Teilen.

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Danke für deinen Bericht! :+1:
Hab den eben erst entdeckt, und wundere mich etwas über die magere Resonanz … ich fands interessant … Jack Herer CBD - was es nicht alles gibt :smiley:

Hast du ordentlich Freebies aller Art abgestaubt?

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Gerne, jederzeit wieder … natürlich, wenn ich auch für die nächste Messe freinehmen kann und es dann kein Lockdown gibt.

Der Bericht ist sehr lang, das erklärt so manches, denke ich.

Da war ich sehr wählerisch. Ich möchte keine Aufmerksamkeit erregen, indem ich in T-Shirts und Baseballkappen mit Breeder-Logos herumlaufe, aber einiges habe ich abgestaubt, ja.

Eine Tüte von SensiSeeds, eine Mykhorizza-Probe (würde für die nächste Dame reichen), Plakate und Prospekte.

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