Schauen wir mal was der Computer dazu sagt:
Die traditionelle Unterscheidung von Cannabis indica und Cannabis sativa hinsichtlich ihrer Wirkung ist wissenschaftlich nicht haltbar. Die Einteilung stammt ursprünglich aus der Botanik (Taxonomie) und beschreibt hauptsächlich morphologische Unterschiede (Aussehen, Wuchsform, Blattstruktur, Herkunft), nicht die psychoaktive Wirkung.
1. Indica vs. Sativa: Mythen und Realität
Botanisch:
- Indica: Kurze, buschige Pflanzen, breite Blätter, ursprünglich aus Zentralasien (Afghanistan, Pakistan).
- Sativa: Große, schmalblättrige Pflanzen, ursprünglich aus Äquatorregionen (Südamerika, Thailand).
Populäre Wirkzuschreibung (nicht wissenschaftlich gesichert):
- Indica: Sedierend, entspannend, körperbetont („Couch-Lock“).
- Sativa: Anregend, kreativitätsfördernd, zerebral.
Wissenschaftliche Realität:
- Genetik und Chemotypen überlappen sich heute stark.
- Die meisten heutigen Sorten sind Hybride.
- Die Wirkung ist nicht verlässlich anhand von „Indica“ oder „Sativa“ vorherzusagen.
Quelle: Piomelli, D., & Russo, E. B. (2016). The Cannabis sativa versus Cannabis indica debate: an interview with Ethan Russo, MD. Cannabis and Cannabinoid Research, 1(1), 44–46.
https://doi.org/10.1089/can.2015.29003.ebr
2. Cannabinoide vs. Terpene: Wer beeinflusst die Wirkung mehr?
Cannabinoide (z. B. THC, CBD):
- Hauptverantwortlich für psychoaktive und medizinische Effekte.
- THC: stark psychoaktiv, u. a. über CB1-Rezeptor.
- CBD: nicht psychoaktiv, moduliert u. a. THC-Wirkung.
Terpene:
-
Aromatische Moleküle, die in Cannabis (und vielen Pflanzen) vorkommen.
-
Verleihen Geruch und Geschmack (z. B. Limonen, Myrcen, Linalool, Pinene).
-
Modulieren die Wirkung der Cannabinoide über den sogenannten Entourage-Effekt:
- Myrcen: sedierend, durchlässiger für THC (möglicherweise stärkerer „Couch-Lock“).
- Limonen: stimmungsaufhellend.
- Linalool: anxiolytisch, beruhigend.
- Beta-Caryophyllen: wirkt am CB2-Rezeptor, entzündungshemmend.
Quelle: Russo, E. B. (2011). Taming THC: potential cannabis synergy and phytocannabinoid-terpenoid entourage effects. British Journal of Pharmacology, 163(7), 1344–1364.
https://doi.org/10.1111/j.1476-5381.2011.01238.x
Vergleich: Wirkung von Terpenen vs. Cannabinoiden
- Cannabinoide erzeugen die primäre Wirkung.
- Terpene modulieren diese Wirkung qualitativ (Stimmung, Nebenwirkungen, Körpergefühl).
- Beides zusammen bestimmt letztlich das individuelle Erleben.
Fazit:
- Die Unterscheidung „Indica = sedierend“ vs. „Sativa = anregend“ ist nicht wissenschaftlich belastbar – entscheidend ist das individuelle Cannabinoid- und Terpenprofil.
- Terpene können die Wirkung deutlich beeinflussen, aber sie ersetzten nicht die Wirkung von THC/CBD – sie verändern sie.
- Für Konsumenten ist es sinnvoller, auf Laboranalysen (Cannabinoid- & Terpenprofil) zu achten als auf die Marketing-Kategorie „Sativa/Indica“.
KANN EIN REINER INDICA STRAIN ANREGEND WIRKEN UND EIN REINER SATIVA STRAIN SEDIREND?
Ja, ein „reiner“ Indica-Strain kann wach machen, und ein „reiner“ Sativa-Strain kann sedieren – trotz ihrer genetischen Herkunft. Entscheidend ist nicht die botanische Klassifikation, sondern das chemische Wirkstoffprofil der jeweiligen Pflanze, vor allem:
- Cannabinoidprofil (v. a. Verhältnis von THC, CBD, CBG usw.)
- Terpenprofil (v. a. Myrcen, Limonen, Linalool, Pinene usw.)
- Individuelle Reaktion des Konsumenten (Toleranz, Stimmung, Genetik, Set & Setting)
Warum kann eine „Indica“ anregen?
Obwohl eine genetisch reine Indica (z. B. aus Afghanistan) häufig einen hohen Myrcen-Gehalt und eine sedierende Wirkung hat, gibt es Ausnahmen:
- Geringer Myrcengehalt + hoher Limonen- oder Pinene-Gehalt → kann anregend wirken.
- Manche Landrassen-Indicas (z. B. Hindu Kush-Varianten) zeigen in niedriger Dosis sogar euphorisierende Wirkungen.
- Niedriger CBD-Gehalt → weniger „Beruhigung“ → Wirkung wird „kopflastiger“.
Beispiel: Eine Indica mit viel Limonen (wie bei bestimmten Afghani-Phänotypen) kann stimmungsaufhellend sein.
Warum kann eine „Sativa“ sedieren?
Viele sogenannte „Sativa“-Sorten sind hybridisiert und haben:
- hohen Myrcengehalt (z. B. über 0,5 %)
- hohen THC-Gehalt bei niedrigem Limonenanteil → kann sedierend, nervös oder „überladen“ wirken
Beispiel: Eine pure „Sativa“ wie Durban Poison kann bei empfindlichen Personen zu mentaler Erschöpfung, „Overthinking“ oder sogar Lethargie führen, wenn das Terpenprofil entsprechend wirkt.
Studienlage:
Fazit (wissenschaftlich fundiert):
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Die morphologische Herkunft (Indica/Sativa) sagt wenig bis nichts über die tatsächliche Wirkung aus.
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Entscheidend sind:
- Cannabinoid- und Terpenprofil
- Dosis
- Konsumform (z. B. Verdampfung vs. Edibles)
- Konsument (Toleranz, Neurochemie)
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Deshalb können Indicas stimulierend und Sativas sedierend wirken – es kommt auf die Chemie, nicht die Genetik an.